Diese Zeilen schreibe ich am ersten Weihnachtstag, ein Tag, an dem Milliarden Christen die Geburt von Jesu feiern. Jesu, den viele jüdische und nichtjüdische Menschen als Sohn Gottes und Erlöser der Menschheit vor Gewalt, Betrug, Armut und tötendem Hass, anbeten. Anlässlich aktueller Ereignisse dieser Nacht habe ich - zutiefst gekränkt - an zwei Gedichte denken müssen: eines von Bertold Brecht und eins von Erich Fried, beide säkulare Propheten des 20. Jahrhunderts.
Kritische Berichterstattung über Israel ist in Deutschland nicht weit verbreitet und in manchen Medien, wie der Springer-Presse, ausdrücklich nicht erwünscht. Gerade in Deutschland sei man zur Solidarität mit Israel verpflichtet, heißt es zur Begründung. Die deutsche Geschichte verbiete es, dass man Israel kritisiere. Wer es trotzdem tut, sieht sich oft mit einer wahren Flut an Leser-, Hörer- oder Zuschauerbriefen konfrontiert. Häufig handelt es sich dabei um regelrechte gesteuerte Kampagnen, die dazu dienen sollen, den betreffenden Journalisten einzuschüchtern oder seine Vorgesetzten unter Druck zu setzen und ihn schließlich mundtot zu machen. Toleranz für eine andere Meinung oder gar eine rationale Auseinandersetzung mit Argumenten gibt es dabei kaum. Man muss sich fragen, ob eigentlich die Korrespondenten in Paris und Rom auch mit Schmähungen überzogen wurden, wenn sie kritisch über Chirac, Sarkozy oder Berlus-coni berichteten oder sie in ihren Kommentaren negativ bewerteten.
Wenn Joseph und Maria heute ihren Weg nach Bethlehem gemacht hätten, würde die Weihnachtsgeschichte etwas anders aussehen, sagt Pfr. Ibrahim Shomali, der Gemeindepfarrer der Stadt. Das Paar müsste darum kämpfen, um in die Stadt zu kommen, geschweige denn ein Hotelzimmer zu finden. …
Eine Gruppe palästinensischer Christen und Christinnen aus mehreren Kirchen und kirchlichen Organisationen veröffentlicht; einen leidenschaftlichen und vom Gebet erfüllten Aufruf zur Beendigung der Besetzung Palästinas durch Israel.Der Aufruf wird im Rahmen einer Tagung am 11. Dezember in Bethlehem veröffentlicht zu einer Zeit, in der viele Palästinenser glauben, dass sie sich in einer Sackgasse befinden. Das Dokument fragt die internationale Gemeinschaft, die politischen Verantwortlichen in der Region und die Kirchen in aller Welt nach ihrem Beitrag zur Unterstützung der Freiheitsbestrebungen des palästinensischen Volkes. Der Aufruf will selbst inmitten "unserer Katastrophe" als ein Wort des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe verstanden werden.Der Appell wird in Anlehnung an einen ähnlichen Aufruf, den südafrikanische Kirchen 1985 auf dem Höhepunkt der Unterdrückung unter dem Apartheidregime erlassen haben, "Kairos Palästina-Dokument" genannt. Der damalige Aufruf hatte Kirchen und Weltöffentlichkeit aufgerüttelt und zu konzertierten Aktionen veranlasst, die die Apartheid letztlich beendet haben.
Die Bilder die uns aus Berlin in Palästina erreichten, haben uns eine ungehörige Kraft und Hoffnung gegeben. Die Botschaft, die bei uns ankam:"Mauern fallen - sie bleiben nicht stehen für die Ewigkeit". Doch was wenn sie noch Jahrzehnte steht und erst fällt wenn ich meine Ewigkeit schon erreicht habe?
Im Mai werden jüdische Organisationen den 60ten Jahrestag der Gründung des Staates Israel feiern. Im Zusammenhang mit Jahrhunderten der Verfolgung, die im Holocaust gipfelte, ist dies gut zu verstehen. Aber wir sind Juden, die nicht feiern werden. Denn nun ist es an der Zeit, die Erzählung der anderen anzuerkennen, den Preis, den ein anderes Volk für den europäischen Antisemitismus und Hitlers völkermörderische Politik gezahlt hat. Wie Edward Said sagte, was der Holocaust für die Juden, ist die Nakba für die Palästinenser.
Im April 1947 beantragte Großbritannien, die Palästina-Frage zum Thema der nächsten UNO Generalversammlung zu machen. Chaim Weizmann, der als „elder statesman“ des Zionismus galt, wurde aufgefordert, dem UNSCOP (UN Special Committee for Palestine) einen Teilungsplan vorzulegen.
Herr Grosser, Sie sind seit einigen Jahren einer der härtesten europäischen Kritiker der Politik Israels. Was treibt Sie an? Ganz einfach: dass ich unter anderem Jude bin. Als Frankreich in Algerien folterte und Dörfer zerstörte, habe ich mit gleicher Vehemenz dagegen angekämpft, eben weil ich Franzose bin. Überhaupt, wenn Grundrechte verletzt und Menschen entwürdigt werden, dann ist es ein Grundelement unserer aller Ethik, dies anzuprangern. Solange Palästinenser an der Mauer gedemütigt werden, solange ein palästinensischer Staat unmöglich ist, weil die Siedlungen und die Straßen nur für Israelis sind, solange eine territoriale Kontinuität unmöglich ist, wird Israel nicht in Frieden leben. Auf Dauer kann man mit Gewalt allein nicht regieren. Wissen Sie, ich bin in Frankfurt als kleiner Junge verachtet worden, weil ich Jude war. Ich weiß also, wie sich das anfühlt. Und ich will deshalb nicht akzeptieren, dass Juden andere Menschen mit Verachtung behandeln.
Avnery ist mehr als nur einer von so vielen Journalisten und Beobachtern, die den Nahostkonflikt mehr oder weniger von außen betrachten. Er hat den Nahostkonflikt gelebt, und lebt ihn immer noch. So war er während des Unabhängigkeitskriegs, der in den 40er Jahren von den im damaligen britischen Mandat Palästina ankommenden Juden gegen Briten und Araber geführt wurde, Mitglied der bewaffneten Kampf- und Terrorgruppe Irgun. Die Irgun wurde vor allem durch den verheerenden Anschlag auf das King-David-Hotel in Jerusalem bekannt, in dem sich zu dem Zeitpunkt das Hauptquartier der britischen Besatzer befand.
...Ich komme aus einem liberalen Elternhaus deutsch-jüdischer Tradition, säkular geprägt. Auf jeden Fall so „normal“ erzogen, dass es mir niemals Schwierigkeiten bereitete, meine Meinung zu äußern. Auch ich hörte immer nur die mystifizierende Geschichtsschreibung Israels, des "Unabhängigkeits- krieges“ 1948 und den Kampf des „kleinen David gegen den feindlichen Goliath“. Aber, die gezielte Vertreibung, die Zerstörung der palästinensischen Dörfer, die Missachtung palästinensischen Daseins, all das wurde immer nur als Selbstverteidigung gerechtfertigt.